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  • Tayla Spitzbart

Les Relations franco-allemandes – Deutsch-französische Beziehungen

In diesem Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint.


Was uns mit dem Nachbarland Frankreich verbindet

Die Stadt der Liebe mit dem glitzernden Eiffelturm und den verwinkelten Gassen des Montmartre, der Traum eines jeden echten Romantikers. Menschen mit Baskenmütze auf dem Kopf und einem frischen Baguette unter dem Arm zwischen Édith Piaf und der Haute Couture Coco Chanels. In unserem Nachbarland Frankreich scheint vieles ganz anders zu sein als bei uns, doch tatsächlich verbindet uns weitaus mehr mit dieser Nation als nur eine gemeinsame Grenze. Deutschland und Frankreich – Kompagnons, trotz einer Ära der Widersprüche.


Wie alles anfing: Vom Erbfeind zum geschätzten Freund

Deutschland und Frankreich – in zwei Weltkriegen standen sich die einst verfeindeten Nationen an der Front gegenüber. Eine Versöhnung war viele Jahre lang unvorstellbar. Doch Charles de Gaulle und Konrad Adenauer gelang es, diese tief verankerte Animosität aufzubrechen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lud der französische Staatspräsident 1958 den deutschen Bundeskanzler für eine erste Begegnung in sein privates Landhaus ein. Die beiden Männer waren sich auf Anhieb sympathisch und mit ihrer Versöhnung setzten sie den Grundstein für eine friedliche Zukunft Frankreichs und Deutschlands. Es folgten Staatsbesuche im jeweils anderen Land und fünf Jahre später wurde der sogenannte „Élysée-Vertrag“, der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, unterzeichnet. Einhergehend mit dem berühmten Bruderkuss der beiden Staatsmänner war dies der Beginn der Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland, wie wir sie heute kennen. „Die Initiative, die General de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer ergriffen, war ein Akt des Mutes und der Vision. […] In dem von ihnen vorgezeichneten Weg lernten Deutschland und Frankreich allmählich, sich zu verstehen, zusammenzuarbeiten und Bande einer wirklichen Solidarität zu knüpfen“, sagte 2003 Jacques Chirac, damaliger Staatspräsident Frankreichs.


Für ein friedliches Europa: Deutschland und Frankreich als Motor der EU

Die Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich nimmt in Europa eine besondere Stellung ein. Die beiden Nationen stehen mehr miteinander im Austausch als die übrigen Mitgliedsstaaten der EU. Zum einen ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Frankreichs und darüber hinaus arbeiten die Nachbarländer auch im kulturellen und wissenschaftlichen Kontext eng zusammen. Diese intensive Kooperation besteht bereits seit dem Jahr 1950, als die beiden Nationen an der Seite von Italien, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden in Paris die EGKS, die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, ins Leben riefen. Auch unter dem Begriff Montanunion bekannt wird dies heute als der Anfang der EU betrachtet. Wenngleich sich Frankreich und Deutschland bei weitem nicht in allem einig sind, haben es die beiden Nationen durch ihre stete Kompromissbereitschaft immer geschafft, die Stabilität Europas zu halten, oft sogar voranzubringen. Bernard de Montferrand, französischer Botschafter in Berlin, sagt zu diesem Thema: „Wenn Deutschland und Frankreich sich einig sind, dann hört der Rest von Europa zu und die Welt auch“.


Nicht nur Geschäftspartner, auch Freunde: Frankreich und Deutschland außerhalb der Politik

Frankreich und Deutschland beweisen, dass ihre Beziehung weit über die politische und wirtschaftliche Dimension hinausgeht. Die beiden Länder stehen auch in Bereichen der Kultur und Bildung in regem Austausch. Das deutsch-französische Jugendwerk, kurz DFJW, unterstützt jedes Jahr mehr als 9000 Programme für Jugendliche, die Interesse an der jeweils anderen Kultur und Sprache haben. Darunter finden sich Austauschprogramme, Praktika, Sportevents, Sprachkurse und interkulturelle Fortbildungen. Auch haben Deutschland und Frankreich mittlerweile 2100 Partnerstädte miteinander. Das sind mehr als mit jedem anderen Land. Anlässlich des fünfundzwanzigsten Geburtstages des Élysée-Vertrags im Jahre 1988 wurde der Adenauer-de-Gaulle-Preis konstituiert. Er wird seitdem jährlich abwechselnd in Deutschland und Frankreich an Personen verliehen, die sich besonders für die deutsch-französische Kooperation einsetzen. Das wohl bekannteste Projekt der deutsch-französischen Zusammenarbeit ist der Fernsehsender ARTE, was für Association Relative à la Télévision Européenne steht, auf Deutsch Zusammenschluss bezüglich des europäischen Fernsehens. ARTE will „das Verständnis und die Annäherung zwischen den Völkern in Europa festigen“, so die offizielle Website des Senders. Auch hier zeigt sich das Stichwort Europa im deutsch-französischen Kontext.


Der Rhein als Grenze? Frankreich und die Stadt Köln

Vielleicht ist es der Rhein, die sogenannte frontière naturelle, also die natürliche Grenze, der etwas vom französischen Kulturgut mit zu uns transportiert. Fakt ist jedenfalls, dass auch Köln einen klaren Bezug zu Frankreich hat. Die französische Stadt Lille in der nord-östlich gelegenen Region Haut-de-France ist seit 1958 Partnerstadt von Köln. In diesem Zuge sind auch einige Schulpartnerschaften zwischen beiden Städten entstanden, sodass regelmäßige Austausche und Reisen ins jeweils andere Land stattfinden können. Außerdem organisieren Köln und Lille gemeinsam verschiedene kulturelle Veranstaltungen, wie Konzerte und Kunstausstellungen. „Aber wahrlich! Das Licht über die französische Kunst kommt uns heutzutage aus Deutschland!“, schrieb der französische Lyriker Guillaume Apollinaire bereits im Jahr 1914. Auch das Institut Français am Sachsenring trägt als Kulturinstitut zum deutsch-französischen Austausch in Köln bei. Anhand von Vorträgen unterschiedlicher Journalisten, Politiker und Wissenschaftler wird hier über kulturelle Strömungen Frankreichs berichtet. Ein deutsch-französischer Chor, eine Theatergruppe, sowie eine Bibliothek und Ausstellungen französischer und frankophoner Künstler sind ebenfalls Teil des Angebots. Nicht zu vergessen ist die Frankreichverbindung Kölns durch Konrad Adenauer, der, bevor er 1949 sein Amt als erster deutscher Bundeskanzler antrat, von 1917 bis 1933 Kölner Oberbürgermeister war. Adenauer – ein echter Rheinländer zwischen Deutschland und Frankreich.


Die deutsch-französische Beziehung blickt auf eine lange und nicht immer einfache Geschichte zurück. Beide Nationen haben viel durchgemacht, um dahin zu kommen, wo sie jetzt sind. Trotz einer belasteten Vergangenheit, die von Krieg und nationalistischem Hass bestimmt war, stehen Deutschland und Frankreich heute meist Seite an Seite. „Frankreich muss man lieben, um es zu verstehen.“, sagt der deutsche Journalist und Autor Ulrich Wickert. Und vermutlich liegt genau darin das Geheimnis. Denn neben geschäftlichem Austausch und gemeinsamer Politik ist das Verhältnis von Deutschland und Frankreich seit jeher auch von einer emotionalen Komponente geprägt. Dank ihr geht es nicht lediglich um deutsch-französische Beziehungen, sondern wir haben das Privileg, von einer deutsch-französischen Freundschaft zu sprechen.

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